… und konnten erfahren, dass sie, die als Musikpädagogin am Gymnasium in Gars gewirkt hatte und der auch eine Karriere als Solosängerin offen stand, sich 1985 ganz bewusst dafür entschieden hatte, einen Chor zu begründen, in dem auch nicht nur geistliche Musik dargeboten werden kann.

Das Miteinander sei ihr damals so wichtig gewesen, es sei so unglaublich zu sehen, was Musik mit den Menschen mache, wie Musik die Menschen verändern könne. Im vergangenen Herbst hat sie ein „Friedenskonzert“ gegeben und damit einmal mehr gezeigt, dass Musik eigentlich die Sprache des Friedens beherrsche, wenngleich man natürlich sagen muss, dass es auch martialische Musik gibt.

Die „Carmina Burana“, die am kommenden Wochenende aufgeführt werden wird, erarbeitet sie nun schon zum fünften Mal. Bei der Probe im Rathaussaal am gestrigen Montag wurde deutlich, wie präzise und mit welch hohem Engagement dieser Chor, der, wie Angelica Loosli betont, nur aus Laien bestehe, bei der Vorbereitung eines Konzertes bei der Sache sein kann. Man probt einmal in der Woche, und alle vier bis sechs Wochen gibt es ein Probensamstag, wo man sich noch intensiver auf Konzerte vorbereiten könne.

2025: 40. Jubiläum als Chorleiterin

2025 feiert sie nun ihr 40. Jubiläum als Chorleiterin des Bachchors. Ans Aufhören denke sie überhaupt nicht, sagt sie im Interview mit der Wasserburger Stimme, „Wozu auch?“ Das Singen fördere die Gemeinschaft, der Chorgesang entwickle sich so zu einem Lebensprinzip und sie ergänzt voller Freude: „Wissen Sie, die Ideen gehen mir einfach nicht aus!“

Natürlich ist so eine Institution wie der Bach-Chor auch ein kostenintensives Engagement, weshalb man einen Förderverein gegründet habe, denn, wenngleich alle aus Begeisterung singen, verursachen Konzerte immer auch hohe Kosten, die durch Eintritte nicht gedeckt werden könnten. Auf die Frage, ob sie Bachs Musik auch beim Kochen zu Hause höre, lächelt sie und antwortet mit einem verhaltenen „Nein“, denn sie mag sehr die bayerische Heimatmusik, die sie im Radio auch gerne höre. Und da sie selbst so gerne singe und dies als Chorleiterin leider nicht so könne, habe sie 2008 den Kammerchor „Incantiamo“ gegründet, ein Zusammenschluss von zwölf besonders singbegeisterten und begabten Sängerinnen und Sängern des Bach-Chores. Das Motto dieses Kammerchores sagt eigentlich alles: „incantiamo“, bedeutet: wir verzaubern.

Verzauberung durch Musik und Gesang, das ist wirklich Angelica Looslis Credo und sie lebt das durch ihre Art, ihren Chor zu leiten, auch. Bei der Probe gibt’s eine kurze Pause, alle reden miteinander und plötzlich sagt sie: „So, können wir weitermachen?“ Und in Windeseile stehen alle Sängerinnen und Sänger wieder bereit. Faszinierend, wie freundliche Führung erfolgsträchtig sein kann.

Am Schluss des Gesprächs mit der Wasserburger Stimme verrät sie noch, dass sie Carl Orff, jenen 1985 verstorbenen Komponisten, der die „Carmina Burana“ vertont hat, in München noch erleben durfte, auch dies dürfte zusätzlich motivieren.

Diese „Carmina Burana“, die am kommenden Wochenende ausgeführt wird, ist der Titel einer szenischen Kantate von Carl Orff aus den Jahren 1935/1936. Die Texte in mittellateinischer und mittelhochdeutscher Sprache sind den „Carmina Burana“ entnommen, einer Sammlung von im 11. und 12. Jahrhundert entstandenen Lied- und Dramentexten. Gefunden hat man diese Texte im Kloster Benediktbeuren, weshalb man diese Sammlung aus 24 Liedern „Carmina Burana“ nennt.

Am kommenden Samstag, 1. Juli, um 20 Uhr und am Sonntag, 2. Juli, um 11 Uhr in einer Matinée werden die „Carmina Burana“ und weitere Werke dem Publikum zu Gehör gebracht, es werden Stücke unter dem Motto „Eine Reise ins Glück“ geboten, und zwar von Edward Elgar, Henri Duparc, Bob Chilcott, Daniel Elder, Howard Shore und Karl Jenkins. Neben dem Bachchor treten auch drei Solisten auf, nämlich Rowitha Schmelzl, Joaquin Asiain und Michael Kranebitter.
Karten gibt es bei der Buchhandlung Herzog in der Salzsenderzeile in Wasserburg oder online unter: www.wasserburger-bach-chor.de und an der Abendkasse.

Im Dezember will der Bach-Chor dann das Weihnachtsoratorium IV – VI von Johann Sebastian Bach aufführen, und zwar am 28. Dezember im Wasserburger Rathaussaal und am 29. Dezember in der Pfarrkirche St. Georg in Schloßberg bei Rosenheim. Man darf auf weitere Darbietungen gespannt sein.

Peter Rink